chevron-small-right chevron-small-left chevron-small-down chevron-small-up soundcloud facebook youtube mail

claudio willner

Interview mit "Carioca" Claudio Willner


Schon seit etlichen Jahren ist Schlagzeuger und Percussionist Claudio nicht mehr aus der brasilianischen Musik-Szene wegzudenken. In Brasilien hat er bereits mit unzähligen Größen der MPB zusammengespielt. Nur selbstverständlich, dass er sich in Deutschland eine ebenso vielversprechende Band gesucht hat. Um von seinem großen Erfahrungsschatz zu profitieren und um ihn etwas besser kennenzulernen, haben wir ihm ein paar Fragen gestellt:

Viele Menschen kennen nicht den Unterschied zwischen Samba und Salsa. Kannst du kurz zusammenfassen, was die Musik Brasiliens so einzigartig macht?

Claudio: „Leider sehr viele, wenn wir über das “normale” Publikum sprechen.Selbst unter den Profi- Kollegen kommt es leider  zu Verwechslungen und Unklarheiten...ist aber besser geworden!“


Worin besteht (für dich) der Unterschied zwischen brasilianischen und deutschen Musikern? Was haben die jeweiligen Kulturen(musikalisch) für Eigenheiten?

Claudio: „Die große Mischung (Volk, Kultur, afrikanische und europäischeEinflüsse, und die der Indianer) macht brasilianische Musik sopositiv eigenartig.“


Kannst du dich noch daran erinnern, als du das erste Mal auf der Bühne gestanden hast? Was war es für ein Anlass, und was ging dir dabei durch den Kopf?

Claudio: „Klar, das erste Mal auf der Bühne vergisst kein Mensch, oder? Ich war so massiv aufgeregt, dass ich meine Stöcke nicht richtig halten konnte. Wenn ich sie auf die Snare gelegt habe, haben sie durch das Zittern meiner Hände “selbständig” gewirbelt! Zum einen verspürte ich riesige Freude und zum Anderen eine wahnsinnige Angst.“


Du lebst schon viele Jahre in Deutschland. Hast du den Eindruck, du hast Eigenschaften angenommen, die „typisch deutsch“ sind, oder hat dein Umfeld eher mehr von deinem brasilianischen Temperament abbekommen?

Claudio: „Beides! In Brasilien fassen sich die Leute im Alltag sehr oft an. Wenn man sich trifft, küsst oder umarmt man sich. Während man sich unterhält, fasst man sich mehrmals auf die Schulter oder den Rücken. In Deutschland ist das nich so üblich. Daran musste ich mich erstmal gewöhnen. Jetzt wird's besser! Wenn ich in Brasilien bin, habe ich die ersten Tage Schwierigkeiten damit und meine Freunde nennen mich “Der Deutsche”. Zum Glück kann ich mich schnell anpassen und bin gleich wieder der Alte! Die Menschen mit denen ich in Deutschland in Kontakt stehe, werden mit der Zeit nach meiner Wahrnehmung offener, lockerer und sogar freundlicher!

Die Mischung machts!“


In Deutschland gibt es das Sprichwort, dass Musiker meist schlechte Tänzer sind. In Brasilien, so hat man den Eindruck, lernen die Kinder erst tanzen und dann laufen. Zumindest scheint es so, als hätten die Brasilianer ein ganz anderes Körperbewusstsein. Woran liegt es deiner Meinung nach, dass wir Deutschen uns oft so schwer tun, beim Tanzen elegant und leichtfüßig zu wirken.

Claudio: „Naja,das kann aus verschiedene Gründe sein. An erster Stelle steht dasTemperament. Die Deutschen sind von Grund auf eher zurückhaltend. Das liegt an der Gesellschaft und an der Erziehung, denke ich. Menschen aus Deutschland handeln meistens mit dem Verstand. Alles geht erstmal durch den Kopf und DANN erst durch das Herz. Bei den Brasilianern ist genau das Gegenteil der Fall. ABER!, es gibt bestimmt VIELE Ausnahmen in beide Ländern!“


Deutsche Volksmusik. Inspirierend oder eher zum davonlaufen?

Claudio: „Schwer einfach so zu beantworten. Ich sage: Es kommt drauf an. Auch in der brasilianischen Folksmusik gefällt mir nicht alles.


Was muss man in Brasilien auf jeden Fall einmal erlebt haben? Was sind deine persönlichen Top 3 an To Dos wenn du in Rio bist?

Claudio: „Das würde eine sehr lange Liste werden... Soll ich sie alphabetisch ordnen? “


Drei Dinge, die die Brasilianer besser können, als der Rest der Welt.

Claudio: "Nichts,nichts und nichts! Überall gibt es Leute die etwas Wunderbares können!“